RLS und Schlafapnoe
„Ein Unglück kommt selten allein“
Weitere Infos im Flyer Schlafapnoe der RLS e. V. Deutsche Restless Legs Vereinigung
Quelle: Info Schlaflabor bereitgestellt von Orthomol
Meine persönlichen Erfahrungen im Schlaflabor, zunächst aber erst einmal die Frage:
Was ist ein Schlaflabor?
Ein Schlaflabor ist eine medizinische Einrichtung in einer Klinik oder einem schlafmedizinischen Zentrum. Es besteht im Wesentlichen aus zwei speziellen Räumen. In einem schläft der Patient, im anderen befinden sich die technischen Geräte und Monitore, die verschiedene Körperfunktionen und Verhaltensweisen des Patienten während des Schlafes aufzeichnen. In diesem Nebenzimmer hält sich auch das schlafmedizinische Personal auf, um die Messdaten zu beobachten. Das Schlaflabor dient dazu, den Schlaf des Patient genauer unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, warum der Patient schlecht schläft.
Für eine ausführliche Untersuchung im Schlaflabor, die auch als Polysomnographie (PSG) bezeichnet wird, übernachtest man üblicherweise für zwei Nächte in dem Schlafraum bzw. der Schlafkabine. Auf Basis der daraus resultierenden Befunde kann der behandelnde Arzt eine Therapie ableiten, die möglichst gut auf den Patienten zugeschnitten ist.
Die möglichen Ursachen für Schlafstörungen sind sehr vielseitig. Schlafmediziner unterscheiden zwischen mehr als 80 Formen der Schlafstörung. Die Suche nach den Ursachen kann daher komplex sein. Manchmal werden Untersuchungen bei Arzt aus unterschiedlichen Bereichen wie der Schlafmedizin, Neurologie, Pneumologie (Lungenheilkunde), der inneren Medizin (Heilkunde für innere Organe), Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Zahnmedizin und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie nötig, um eine zuverlässige Diagnose zu stellen. Auch zur Auswertung der Messergebnisse aus dem Schlaflabor arbeiten meist verschiedene medizinische Bereiche zusammen.
Indikationen für das Schlaflabor
Laut DGSM ist eine Überweisung für das Schlaflabor sinnvoll, wenn andere diagnostische Verfahren auf eine organisch bedingte Schlafstörung wie eine Schlafapnoe oder ein Restless-Legs-Syndrom hinweisen.
Auch bei hartnäckigen funktionellen Beschwerden ohne körperliche Ursache, psychische Erkrankungen oder bei einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität gibt eine Polysomnographie umfangreiche Auskunft über verschiedene Körperfunktionen, Abläufe und auffällige Verhaltensweisen während der verschiedenen Schlafstadien.
Weitere Indikationen für einen Aufenthalt im Schlaflabor können therapieresistente Schlafstörungen sein, die keinerlei Behandlungserfolge aufweisen, sowie die Kontrolle über die korrekte Anwendung bestimmter Hilfsmittel. Bei dem Schlafapnoe-Syndrom tragen Patient:innen z. B. eine Atemmaske, die sie vor nächtlichen Atemaussetzern schützen soll. Im Schlaflabor kann überprüft werden, ob die Atemmaske richtig eingesetzt wird und die Atmung durchgehend funktioniert.
Mögliche Indikationen für das Schlaflabor im Überblick
Therapieresistente Ein- oder Durchschlafstörungen (Insomnie).
Verdacht auf eine organisch bedingte Insomnie in Verbindung mit einen Schlafapnoe-Syndrom oder dem Syndrom der periodischen Beinbewegungen (Restless-Legs-Syndrom).
Ein- und Durchschlafstörungen in Zusammenhang mit Eigen- oder Fremdgefährdung, z. B. bei Kraftfahrern, Nacht- und Schichtarbeiter:innen sowie bei Menschen, die an gefährlichen Maschinen arbeiten.
Verdacht auf ein deutliches Missverhältnis zwischen subjektiv erlebtem Schweregrad der Insomnie und Befund der Polysomnografie..
Schlaflabor: Untersuchungen
Die Untersuchungen einer Polysomnographie sind sehr umfangreich. Mithilfe der Elektroenzephalografie (EEG) können z. B. Hirnströme gemessen werden, die Informationen über den REM-Schlaf (Traumschlafphase) und die Schlaftiefe geben. Außerdem werden die Herzfrequenz und der Herzrhythmus während des Schlafs mit einem Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet.
Folgende Messungen, Funktionen und Aktivitäten sind Bestandteil der Polysomnographie:
Gehirnaktivität mit einer Elektroenzephalografie (EEG)
Herzaktivität mit einem Elektrokardiogramm (EKG)
Augenbewegungen mit einem Elektrookulogramm (EOG)
Muskelaktivitäten mit einer Elektromyographie (EMG)
Atmung über Nase und Mund
Atmungsanstrengung an Brust und Bauch
Sauerstoffsättigung im Blut mit einer Pulsoxymetrie
Arm- und Beinbewegungen
Muskelspannung am Kinn
Schnarchgeräusche
Körperposition
Schlafstadien (Leicht- und Tiefschlafphasen, REM-Schlaf, Non-REM-Schlaf)
Mit einer Videoaufzeichnung können darüber hinaus weitere nächtliche Aktivitäten und auffällige Verhaltensweisen beobachtet werden. Dafür kommen Infrarot-Kameras und Mikrofone zum Einsatz. Haben Patienten auch einen Bluthochdruck (Hypertonie), einen erhöhten Druck in der Speiseröhre oder Reflux, bei dem Magensäure in die Speiseröhre fließt, überprüft das schlafmedizinische Personal diese spezifischen Werte zwischendurch ebenfalls.
Stehen bei dem Patient im Rahmen der Schlafstörung Symptome wie eine extreme Tagesschläfrigkeit im Vordergrund, kommen auch diagnostische Verfahren wie der Multiple Schlaflatenztest (MSLT) und der Multiple Wachbleibe-Test (MWT) tagsüber zum Einsatz.
Multipler Schlaflatenztest (MSLT)
Ein sogenannter Multipler Schlaflatenztest (MSLT, „Multiple Sleep Latency Test“) wird angewendet, um die Schläfrigkeit am Tag zu messen und zu ermitteln, wie schnell der Patient in einer reizarmen Umgebung ohne Fernseher, Handy und Co. einschlafen kann. Er dient u. a. der Diagnose von Schlafstörungen, die mit einer erhöhten Tagesschläfrigkeit einhergehen, wie z. B. Narkolepsie (Schlafsucht) oder andere Hypersomnien. Neben der Muskelspannung und den Augenbewegungen werden die einzelnen Schlafphasen mittels EEG überprüft. So wird ersichtlich, wann der Patient in die REM-Schlafphase eintauchst. Ist die Schlaflatenz der ersten REM-Phase verkürzt, d. h. beginnt die erste REM-Schlafphase innerhalb von zehn Minuten, nachdem der Patient eingeschlafen bist, sprechen Schlafmediziner von einer „Sleep-Onset-REM-Periode“ (Einschlaf-REM-Periode), kurz SOREMP. Sie kann auf eine Schlafstörung wie Narkolepsie oder die obstruktive Schlafapnoe hinweisen.
Der MSLT wird vier- bis fünfmal am Tag im Abstand von zwei Stunden durchgeführt. Die erste Runde beginnt üblicherweise 90 Minuten nach dem Aufwachen. Dir werden Elektroden für die Messung am Kopf und Körper befestigt. Dann liegst der Patient in einem dunklen Raum im Bett und versuchst, einzuschlafen. In den Pausen zwischen den Tests bleibst der Patient wach.
Der MSLT findet entweder im Rahmen des großen Schlaflabors im schlafmedizinischen Zentrum statt oder unabhängig davon. Im letzteren Fall kann der Patient abends nach den Durchgängen wieder nach Hause gehen.
Multipler Wachbleibe-Test (MWT)
Bei einem Multiplen Wachbleibe-Test (MWT, „Maintenance of Wakefulness Test“) wird getestet, wie lange Du in einer reizarmen Umgebung wach bleiben kannst. Auch hier werden mittels EEG die Hirnströme und Schlafphasen überprüft und die Neigung zur Tagesschläfrigkeit erfasst. Diese ist auch für die Beurteilung Deiner Fahreignung wichtig. Die Durchführung beginnt wie auch beim MSLT etwa 90 Minuten nach dem Aufwachen. Statt Dich in ein Bett zu legen, sitzt Du z. B. in einem abgedunkelten Raum in einem gemütlichen Sessel und versuchst so lange wie möglich wach zu bleiben. Auch bei diesem Verfahren erwarten Dich vier Durchgänge am Tag maximal je 40 Minuten.
Möglicherweise besteht der Verdacht auf nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe), eine Schlafsucht (Narkolepsie) oder eine schlafbezogene Bewegungsstörung wie unruhige Beine (Restless-Legs-Syndrom) im Raum? Aber die Diagnose Restless-Legs-Syndrom besteht ja schon bei mir. Mithilfe der umfangreichen Messungen im Schlaflabor können Schlafmediziner viele Arten von Schlafstörungen diagnostizieren, wie oben schon beschrieben.
Nun zu meiner Schilderung.
Ich war bisher zweimal in einem Schlaflabor zur Untersuchung. 2023 und 2024 im Universitätsklinikum Marburg im Schlafmedizinischem Zentrum. Wer solch eine Untersuchung noch vor sich hat, brauch keine Bedenken oder gar Angst davor zu haben – die Schlaflaboruntersuchung tut wirklich nicht weh! Alles ähnelt einem Belastungs-EKG beim Internisten: Saugnäpfe für die Ableitungen am Körper und lange Zuleitungen zum Aufzeichnungsgerät. Beide Male musste ich um 11:00 Uhr dort sein und musste zuerst zur Patientenaufnahme und wurde als Patient aufgenommen, dann bin ich mit meiner Akte in die Schlafmedizinische Abteilung, auch hier wurde ich wieder aufgenommen und mir wurde das Zimmer zugeteilt. Ich hatte das Glück, dass ich das Einzelzimmer auch mit einem eigenem Bad bekommen habe, es gibt aber auch Einzelzimmer, die sich zusammen ein Bad mit dem Zimmernachbar teilen, da liegt das Bad zwischen zwei Zimmer. Hier konnte ich mich dann erst einmal "häuslich" niederlassen, bis der Arzt da war und noch einige Fragen zu meinem Schlafverhalte, Medikamenten etc. hatte. Nachdem alles dokumentiert wurde, hatte ich Freizeit bis 17:30 / 18:00 Uhr. Ich bekam noch mein Mittagessen und schnappte mir im Anschluss mein Netbook und ging in die Cafeteria und verweilte dort bis ich wieder auf Station kommen sollte. Um 18:00 Uhr gab es Abendessen, danach gab es schon die Ansage, dass ich mich Nachtfertig machen sollte. Die Studenten gehen dann Zimmer für Zimmer durch für die Verkabelungen.
An diversen Körperstellen wurde ich „verkabelt“: Die Art „Saugnäpfe“ wurden am behaarten Kopf, mit spezial Kleber befestigt. An Stirn und Kinn, an der Brustregion an beiden Ober- und Unterschenkeln angebracht und ich bekam dann noch einen Puls und Sättigungsmesser, auf einen Finger gesetzt. In der Taille wurde ich mit einer Art Gürtel umschlungen, an dem all die langen Kabelenden befestigt wurden. Der Gürtel wurde an einem im Raum feststehenden Empfänger angeschlossen. Diese Prozedur dauerte ca. eine halbe Stunde. Dann konnte ich noch lesen oder TV schauen, bis ich in Bett ging. Hier musste ich dann kurz klingen und es kam jemand, der mich mit den Kabeln an den Empfänger anschloss und die Kamera einschaltete. Zudem mussten auch alle elektronischen Geräte ausgeschaltet werden. (Handy, Smartwatsch, Tablett)
März 2024 war es dann wieder soweit ich musste mal wieder im Schlafmedizinisches Zentrum. Möglicherweise besteht der Verdacht auf nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe), eine Schlafsucht (Narkolepsie) oder eine schlafbezogene Bewegungsstörung wie unruhige Beine (Restless-Legs-Syndrom)? Aber das ist ja kein Verdacht, die Diagnose steht ja. Mithilfe der umfangreichen Messungen im Schlaflabor können Schlafmediziner viele Arten von Schlafstörungen diagnostizieren.
Die Prozedur aus 2023 durchlief ich auch dieses Mal wieder, nur bekam ich noch dieses Mal eine Schlafmaske angelegt. Das ist schon eine ganz schöne Umstellung mit einer Maske zu schlafen. Wenn ich auf Toilette musste, brauchte ich nur kurz zu klingeln und dann wurde ich kurz ab gestöpselt, ging zur Toilette - noch ein Schluck Wasser und dann habe ich wieder geklingel, wurde wieder angestöpselt und der Schlaf konnte weitergehen. "Gute Nacht". Im Bett beim Umdrehen störten die Kabel mich nicht sonderlich, aber ich hätte außerhalb des Bettes nicht weit laufen können. Ich hatte nachts keine Probleme, nichts drückte oder scheuerte und ich wurde am nächsten Morgen von einer Assistenz Ärztin gegen 06:30 Uhr geweckt.
2023 wurde ich danach entkabelt. – Dann war diese Sache durchgestanden, doch dieses Mal war es anders, da blieben noch einige Kabel für den Mehrfachen Schlaf-Latenz Test (MSLT) dran.
Der MSLT dient dazu, Schläfrigkeit tagsüber zu erfassen. Zu diesem Zweck werden etwa alle zwei Stunden Einschlafversuche (insgesamt vier) durchgeführt. Meine Aufgabe während dieser Einzelversuche war es, alles zu vermeiden, was mich am Einschlafen hindern könnte. Ich legte mich mich ruhig ins Bett, schloss die Augen und entspannte mich - damit habe ich ja keine Probleme es ist für mich ein leichtes, mich selber runterzubringen und wieder schnell ruhig zu werden, sodass ich einschlafen konnte.
Während der Einzelversuche wird mit einem Teil der Elektroden, die auch schon für die nächtliche Registrierung benutzt wurden, gemssen, ob und wann ich einschlafe. Nach etwa 20 Minuten wird jeder Einzeltest beendet. Zwischen den Einzeltests sollte ich kein Kaffee, Tee oder Cola trinken auch auf Getränke die Alkohol enthalten, sollte ich vermeiden. Zwischen den einzelnen Testdurchgängen durfte ich auf gar keinen Fall schlafen, falls ich doch so schläfrig sein sollte, sollte ich dem Personal klingeln.
Die Schlaf-Latenz-Test fanden um 08:00 Uhr / 10:00 Uhr / 11:50 Uhr und um 13:30 Uhr statt. Nach dem letzten Durchgang durfte ich im Anschluss duschen und den Kleber aus meinem Haaren fummeln, mit dem die Elektroden befestigt wurden. Anschließen hatte ich das Arztgespräch, in dem trotz Medikamente Beinausschläge verzeichnet wurden und ich während den Schlaf-Latenz-Tests eingeschlafen bin, ich hatte dabei nicht das Gefühl, dass ich eingeschlafen war. Wie die Wahrnehmungen doch trügen können!
Mir wurde eine Schlafmaske empfohlen und verordnet, die ich jetzt mal 1/2 Jahr lang testen soll, ob meine Tagesmüdigkeit dann besser wird.
Ich bin froh, diese Untersuchungen gemacht zu haben. Man stelle sich mal vor, was da alles aufgezeichnet wird, von dem man sonst ja niemals etwas mitbekommt! Die Einschlafzeit wurde bestimmt, ob bzw. wie viele Atemaussetzer ich hatte und von welcher Art sie waren. Der Entsättigungsindex mit minimaler Entsättigung und Grundentsättigung betrug ... Prozent. Arousals (Beinbewegungen, durch die der Patient aufgeweckt wird, die er aber selbst gar nicht wahrnimmt) wurden festgehalten und gezählt. Die Schlafstadienanalyse wurde bestimmt und die Schlafstadienverteilung, REM-Phasen, Schlafeffizienz und noch viel mehr wurden dargelegt. Alles wichtige Informationen; sie tragen zur Aufklärung und zu einer gezielten Behandlung bei. Aus meiner Sicht kann ich nur empfehlen: Nutzen Sie jede Möglichkeit zur Untersuchung in einem Schlaflabor. Ich bin in den o. g. Erklärungen keine Fachfrau und habe versucht, mit meinen einfachen Worten die Dinge zu schildern. Ich hoffe, Fachleute verzeihen mir fehlerhafte Interpretationen, sehen aber meinen guten Willen zum Mut machen, in ein Schlaflabor zu gehen!
Letzte Aktualisierung: 08.04.2024 12:34:08
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