Letzte Aktualisierung: 26.04.2025
Medikamente - soll ich oder soll ich noch warten?
Diese Seite bietet ausschließlich Informationen und stellt keinen Ersatz für eine ärztliche Beratung dar. Die Inhalte basieren auf den Erfahrungen der Selbsthilfegruppe, den Berichten anderer Betroffener, den Erkenntnissen von Leitern anderer Selbsthilfegruppen sowie Informationen aus dem Internet und verschiedenen Broschüren, Zeitschriften und Magazinen. Bitte beachten Sie, dass diese Informationsseite einen Arztbesuch oder die Konsultation eines Apothekers nicht ersetzen kann. Jeder Betroffene ist für die Unsachgemäße Einnahme ohne Rücksprache mit seinem Arzt oder Apotheker selbst verantwortlich. Ich bin weder Ärztin noch Apothekerin.
Allem voran möchte ich hier erwähnen, dass man so lange wie möglich die Einnahme von Medikamenten herausschieben sollte. Sie sind erst sinnvoll, wenn der Leidensdruck durch die Symptome und den Schlafmangel zu hoch ist, und man an Lebensqualität einbüßt. Bis dahin kann man auf zahlreiche Selbsthilfemaßnahmen oder nichtmedikamentöse Verfahren (wie der Akupressur und Hydrotherapie, die wird gut in der neuen Broschüre vom RLS e. V. beschrieben) zurückgreifen.
Levodopa:
Nach den neusten Leitlinien wird täglich nicht mehr, wie 100/25 mg Levodopa empfohlen, also NUR 1 Tablette am Tag. Die Tagesgesamtdosis von 200/50 mg bitte nicht überschreiten. Es empfiehlt sich nicht mehr als 2 x pro Woche Levodopa einzunehmen. Levodopa sollte nur noch bei Bedarf und zu diagnostischen zwecken (L-Dopa-Test) eingenommen werden. Die Wirkung von Levodopa hält nur ca. 4 Stunden vor. Sollten Sie bei dieser täglichen Höchstmenge L-Dopa angekommen sein, ist es angebracht, auf Dopaminagonisten umzusteigen. In jüngster Zeit werden allerdings mehr und mehr sofort schon Dopaminagonisten verschrieben, da sie eine erheblich längere Wirkzeit haben.
Ferner eignet es sich gut als zusätzliche Bedarfsmedikation bei längeren Ruhesituationen am Tage (z.B. Bus- und Flugreisen, Theaterbesuch, Versammlungen." (RLS-Therapie RLS e.V. - Deutsche Restless legs Vereinigung München) Schon die 1. Tablette sollte sich positiv auf Ihre Beschwerden auswirken! Die Wirkung hält meist 4 Stunden an.
Dopaminagonisten:
Dopaminagonisten sind Wirkstoffe, die die Wirkung des körpereigenen Dopamins nachahmen, indem sie die Dopamin-Rezeptoren stimulieren.
Das Medikament soll in der niedrigeren Dosis "hineingeschlichen" werden; d.h. mit 0,08 mg (Pramipexol) beginnen und bei der gefundenen Dosis so lange wie möglich bleiben, d.h. mindestens 3 - 5 Tage, dann langsam erhöhen. Die Höchstmenge nicht Überschreiben, sonst stellt sich eine sogenannte "Augmentation" ein, d.h. dass sich die Beschwerden zeitlich verlagern oder sogar auf den Oberkörper übergehen. (Das gilt auch für L-Dopa.)
Nehmen Sie schon mehrere Jahre die Höchstdosis eines Dopaminagonisten ein, und hat die gute Wirkung nach Jahren nachgelassen, sollten sie für ein halbes Jahr auf einen anderen Dopaminagonisten umsteigen, damit das "alte" Medikament in dieser Zeit ganz aus dem Körper herausgewaschen wird. Nach dieser Zeit können Sie zu Ihrem "alten" Medikament zurückkehren, und kommen dann ggf. wieder für eine längere Zeit u.U. sogar auch mit einer niedrigeren Dosis aus.
„Dopaminagonisten" müssen dagegen täglich und regelmäßig eingenommen werden, die gefundene Dosis darf keinesfalls plötzlich erhöht, herabgesetzt oder ganz abgesetzt werden: Das kann zu gesundheitlichen Schäden führen. Auch hier sind die angegebenen Höchstmengen unbedingt einzuhalten. Die "Halbwertzeit" bei allen Dopaminagonisten beträgt ca. 3 - 8 Std., d.h. dann ist die Hälfte der Dosis verbraucht. Wenn Sie also die richtige Dosis gefunden haben, sollten Sie im Normalfall mit einer ungestörten Nachtruhe rechnen können.“
Rotigotin:
Rotigotin ist ein transdermales Pflaster und ist bei Restless-Legs von 1 bis 3 mg zugelassen. Das Pflaster wird 1 x täglich zur gleichen Uhrzeit gewechselt, und zwar immer auf eine andere Körperstelle, da sonst die Haut empfindlich reagieren könnte, was im Extremfall zum Absetzen des Pflasters führt. Hierfür gibt es einen Klebeplan, der ihnen verschieden Punkte aufzeigt, wo das Pflaster geklebt werden kann. Nebenwirkungen: Sollten sich rote Stellen beim Rotigotin dem transdermalen Pflaster zeigen, die jucken, dann besser täglich reinigen und eincremen.
Gabapentinoide / Antiepileptika
Die Gabapentinoide / Antiepileptika haben die geringste Augmentationsgefahr und können ggf. vor Dopaminagonisten eingenommen werden, wenn man mit Medikamenten startet. Beim Restless-Legs ist das eine Off-Label-Verordnung die leider nicht jeder Arzt verschreibt.
Opioide:
Wo Patienten mit Gegenanzeigen, Unverträglichkeiten, aber auch anderen Nebenwirkungen, wie z. B. Wassereinlagerungen in den Beinen oder unzureichender Wirkung der dopaminergen Wirkstoffe oder schweren Ausprägungen von RLS nicht oder nicht ausreichend auf die dopaminerge Behandlung ansprechen oder diese nicht vertragen, kann eine Behandlung mit Opioiden (Second-Line-Therapie) symptomatisch gut wirksam sein. Diese Mittel werden besonders bei schmerzhaften Formen des RLS empfohlen.
Tilidin:
Auch Tilidin Retard (Off-Label-Verordnung) und Oxycodon/Naloxon als Retardpräperat (Zulassung auch für RLS) werden eingesetzt.
Unerfreuliche Nebenwirkung:
Sollte sich anfangs Übelkeit einstellen, dann bitte nur Domperidon nehmen, KEIN Paspertin und KEINE MCP-Tropfen - beides verstärkt das RLS.
NOTFALL-TABLETTE:
Madopar LT sollte jeder als „NOTFALLTABLETTE“ oder „SOS-Medikament“ stets bei sich tragen. "LT" steht für lösliche Tablette und löst sich sehr schnell auf. Die Wirkung tritt schon nach etwa 15 Minuten ein. Man kann sie auch im Munde zergehen lassen, z. B. im Kino oder Theater, wenn z. B. kein Wasser zur Hand hat.
In jedem Fall sollte die medikamentöse Behandlung individuell auf die Bedürfnisse und Besonderheiten jedes einzelnen Patienten abgestimmt werden und in der Hand eines RLS erfahrenen Neurologen liegen."
Das wäre wünschenswert und wird angestrebt, aber es gibt jedoch leider immer noch Ärzte, die sich nicht besonders intensiv damit befasst haben und ihre Patienten nicht genau genug über die Einnahme der Medikamente informieren:
Jeder RLS-Patient sollte ganz individuell seine Medikamente den Beschwerden anpassen, denn es kommt auf das Medikament und seine Wirkzeit an und darauf, ob der Betroffene nur nachts oder schon am frühen Abend der Ruhe bedarf oder sich sogar auch mittags gern hinlegen möchte.
Die Medikamente sollten genommen werden, bevor sich die Beschwerden zeigen, mindestens 1 Stunde vorher! Wenn die unangenehmen Empfindungen schon begonnen haben, dann muss man zu lange darauf warten, bis die Wirkung einsetzt. Ganz wichtig ist auch vor allem die regelmäßige Einnahme, zur selben Uhrzeit und nicht mit starken Abweichungen.
Noch ein wichtiger Tipp aus Erfahrungsberichten Betroffener:
Sollte ein Krankenhausaufenthalt bevorstehen, nehmen Sie sich unbedingt genügend RLS-Medikamenten mit und den Anästhesieleitfaden, den es als Mitglied in der RLS e.V. Vereinigung München kostenlos gibt.
Aus eigener Erfahrung lege ich Ihnen ans Herz: Haben Sie stets für einige Tage die RLS-Medikamente bei sich! Immer! In jeder Tasche! Sie werden manchmal sehr froh sein, wenn es mal dringend nötig ist, sie gleich zur Hand zu haben.
Im Krankenhaus sind Neurologen nicht sofort zur Stelle und Betroffene schilderten schlimme Tage und Nächte. Die Krankenhäuser benötigen meistens noch mehrere Tage, um für die RLS-Betroffenen die benötigten Medikamente besorgen zu lassen. So haben Sie es selbst in der Hand, ihre RLS-Beschwerden zu lindern, ohne dass Sie unnötigen Qualen ausgesetzt sind.